Ein Jahr lang keine Kleidung konsumieren – keine Röcke, keine Pullover, ja nicht einmal Strumpfhosen. Das hört sich für viele, vor allem junge Leute, wahrscheinlich utopisch an, aber Nunu hat den Selbstversuch gewagt – und auch bis zum Ende durchgezogen! In der Zeit vom 16.01.2012 bis Jänner diesen Jahres hat sie gänzlich auf Shopping verzichtet. Die Entscheidung hatte aber keinen ökologischen Hintergrund, sondern entwickelte sich aus privaten Gründen. Das Jahr 2011 ist für Nunu nicht gut verlaufen und darum ist sie immer öfter Einkaufen gegangen und strapazierte immer mehr ihre Geldbörse. Zufällig ist sie dann auf einen Artikel einer deutschen Moderedakteurin gestoßen, die versucht hat ein Jahr keine Kleidung zu kaufen, aber gescheitert ist. Die Idee hat Nunu gepackt und so hat sie beschlossen den Versuch zu wagen. Im Jänner 2012 war es dann so weit. Von Anfang an dokumentiert sie ihre Erfahrungen in Form eines Blogs – zur Selbstkontrolle sozusagen, denn vor anderen zuzugeben schwach zu werden, ist ja noch einmal eine größere Hürde. Und wenn sie schon so einen Versuch wagt, dann mag sie auch genau wissen, woher die ganze Kleidung kommt.
Ihr interessantes Experiment hat mir Nunu in chilliger Atmosphäre bei einem Kaffee im Dellago am schönen Yppenplatz erzählt. Auch ich hab mir im ersten Moment nicht vorstellen können, wie man ein Jahr ohne jeglichen Konsum von Kleidung auskommt, aber Nunu zählt mir gleich ein paar Alternativen auf. Stricken und Nähen zählen jetzt zur ihren Leidenschaften. Bei ihrem ersten self-made Rock hat sie einfach ihren Lieblingsrock auf ein Stück Stoff gelegt, ausgeschnitten und zusammen genäht. Den Rock tragt sie noch heute. Den coolen Pullover, den ihr auf den Bilder sehen könnt, hat Nunu selbst gestrickt. Sie ist auch Gründerin des 1. Wiener Strickvereins, bei dem seit Kurzem sogar Strick-Kinoabende organisiert werden. Also, DIY war ein großes Thema und auf Tauschparties hat sie ein paar Stücke ergattert. Außerdem hat Nunu ganz viel gelesen, nachhaltige Kampagnen angeschaut und ist in die Modewelt abseits der großen Handelsketten eingetaucht.
Nunu hat schnell gemerkt, dass ihr Thema viele Leute anspricht. Durch das Überangebot an Kleidung ist eine Überforderung da und viele Leute beginnen sich langsam Gedanken über die Qualität und Herkunft der Kleidung zu machen. Die Rückmeldungen waren sehr positiv und auch die Medien sind auf ihre Geschichte aufmerksam geworden. Ihr Blog hat viele LeserInnen angezogen, die sich wahrscheinlich gerade durch Nunus ehrlichen und offenen Schreibstil dem Thema nachhaltige Mode angenommen haben.
“Ich habe meinen roten Faden gefunden”, sagt Nunu rückblickend auf das vergangene Jahr. Im Jänner war das Experiment vorbei, was sie ein bisschen wehmütig werden lässt. Sie hat tolle Leute kennen gelernt, ihre Konsumeinstellung überdacht und ihre Leidenschaft für nachhaltige Mode entdeckt. Diese Leidenschaft kann sie jetzt sogar im beruflichen Alltag ausleben, da sie dieses Jahr Pressesprecherin und Mitorganisatorin der WearFair in Linz ist. Und keine Sorge: Nunu führt den Blog weiter! Sie mag den Blog als Plattform behalten, um weiter über ihre Eindrücke aus der Modewelt zu berichten. Und jetzt ratet mal, was Nunu als erstes nach dem Jahr gekauft hat?! Stiefel! Manche Gewohnheiten kann man als ehemaliger shoe-addict nicht so schnell ablegen 😉
– Madeline