Bei unserem zweiten oikos Fashion Webinar hatten wir das Vergnügen Kim Poldner mit dem Thema “Fashioning the future” begrüßen zu dürfen. Kim Poldner kann man als wahre nachhaltige Fashion Expertin bezeichnen: seit zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit dem Thema, hat Artikel verfasst und Unternehmen beraten. Im Jahr 2008 gründet sie das Online Magazin Eco Fashion World, das einen großartigen Überblick über die nachhaltige Modebranche bietet. Derzeit forscht sie im Bereich “sustainable luxury” an der HSLU in Luzern, Schweiz.
Kim Poldner hat uns ihr Wissen anhand von zehn Trends in der nachhaltigen Modeindustrie vermittelt:
1. Cheap = not smart
Mehr und mehr KonsumentInnen wird bewusst, dass bei derart billigen Kleidungspreisen etwas erheblich falsch läuft. Während der letzten Jahre hat sich ein Bewusstsein entwickelt und viele KonsumentInnen suchen Alternativen zu Fast-Fashion. Second-Hand, swapping und redoing fallen in diesen Bereich. Jeans können sogar schon gemietet werden, aber dazu nächste Woche mehr 😉
2. Moving into mainstream
Auch einige große Bekleidungsketten denken um und starten nachhaltige Kampagnen z.B. H&M conscious collection, Levis “water-less” Jeans etc. Ob es sich dabei nur um Green-washing handelt ist ein heiß diskutiertes Thema.
3. Material development
DesignerInnen werden erfinderisch: Fasern aus Meertang, Bambus, Mais, Fischhaut und Sojabohnen sind keine Seltenheit mehr. Kleidung wird auch schon mit Gemüse gefärbt.
4. New luxury
Weniger ist mehr: besser qualitativ hochwertige Stücke kaufen, die clever kombiniert werden können.
5. Transparency through technology
Die Lieferkette von Textilunternehmen ist äußerst komplex und daher oft schwer nachzuvollziehen. Jedoch streben immer mehr Unternehmen totale Transparenz an. IOU ist eines davon – der/ die KonsumentIn kann sogar einen Dankesbrief an den/ die Näher/in senden.
6. Artisan allure
Einige Labels erkennen zum Glück endlich den Wert ihrer NäherInnen und spiegeln die Herkunft im Design oder Druck der Kleidung wider z.B. a beautiful story.
7. Role of education
Natürlich ist es wichtig, dass wir uns über die jetzigen Zustände in der Bekleidungsindustrie bewusst werden, aber auch heranwachsende Generationen sollen diese Werte vermittelt werden. Fashion schools und Organisationen spielen dabei eine wichtige Rolle.
8. Collaboration = key
Green Fashion Shows oder Prominente als Aushängeschilder für Labels (z.B. Emma Watson für People Tree) fördern die Bekanntheit nachhaltiger Mode. Zusätzlich sind Kooperationen wie Sustainable Apparel Coalition extrem wichtig, um Veränderungen zu bewirken.
9. The new catwalk
Auch auf den Laufstegen tut sich etwas. Mode wird oft nicht mehr so einseitig von superdünnen, streng blickenden Models präsentiert, sondern schwungvoll mit Freude und Performances.
10. Redefining fashion
Die Jacke auf dem Bild oberhalb wurde aus grünem Tee, der im Badezimmer gepflanzt wurde, hergestellt. Crazy? Wir können uns denke ich noch auf viele Experimente freuen, die gerade von DesignerInnen ausgetüftelt werden.
“Everyone can make a change – wir brauchen Leute, die über den Tellerrand blicken und neue Wege für Design, Marketing, Finanzierung etc. im Bereich Fashion einschlagen und entwickeln! Die Demokratisierung von Mode findet jetzt statt!” (Kim Poldner, frei aus dem Englischen übersetzt).
Bei solch inspirierenden Worten fällt es schwer nicht euphorisch zu werden 😉
– Madeline
P.S. Noch ein Buchtipp zum Thema: “Deluxe – How Luxury Lost Its Luster” von Dana Thomas