Nachhaltigkeit in der Mode – eine Utopie?

Anfang März hat Sonja eine Woche in Witten, Deutschland verbracht. Dort fand die oikos Winterschool mit dem Thema “Sustainability in the Fashion Industry” statt.

oikos Winter School

Studenten weltweit haben sich in einer kleinen Ruhrpott Stadt namens Witten zusammengefunden. Alle mit einem Bezug zur Mode und/oder Nachhaltigkeit, mit dem Ziel sich auszutauschen und Neues zu erfahren. Und wir wurden nicht enttäuscht: wir durften eine Woche voller Inspiration und beeindruckender Persönlichkeiten, aber auch eine der Frustration und Ernüchterung erleben.

So wurden beispielsweise komplexe volkswirtschaftliche Zusammenhänge in Bezug auf Nachhaltigkeit verständlich veranschaulicht. Interessant war zu erfahren, wie unterschiedlich die Auffassung von Nachhaltigkeit von uns (wir in den Industriestaaten lebenden) im Gegensatz zu Fabrikarbeitern in Produktionsstätten wie z.B. Bangladesch ist. Während für den überwiegenden Teil der westlichen Welt Nachhaltigkeit ein positives Konzept ist, bedeutet dies für Fabrikarbeiter die Bedrohung der eigenen Existenz.

Ein Erklärungsversuch: als Konsument bedeutet nachhaltiges Konsumieren gemeinhin  weniger Textilien mit hoher Qualität zu kaufen. Für die Umwelt mag das entlastend sein, sozial kann diese Vereinfachung allerdings zu größeren Problemen führen. Für einen einfachen Arbeiter, der ausschließlich für die Produktion von Textilien ausgebildet ist, bedeutet dieses Konzept langfristig: Sinkende Nachfrage = Sinkende Produktion = weniger (keine) Arbeit = Existenzbedrohung. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten ist eine hohe Nachfrage und somit eine hohe Produktionsfrequenz für Arbeiter erstrebenswerter, als ohne Arbeit dazustehen.

Nun mag man sich aber die Frage stellen: Warum sehen sich Großkonzerne nicht in der Verantwortung und zahlen Arbeitern einen höheren Lohn; schließlich verzeichnen diese jährlich Umsätze in Milliardenhöhe? Die Antwort großer Textilunternehmen: Wir lagern unsere Produktionen aus und haben daher keinerlei Macht über Löhne, die der Fabrikant an seine Arbeiter ausbezahlt. Von Verantwortung also keine Spur. Außerdem: der Konsument ist niedrige Preise gewöhnt und interessiere sich sowieso nicht dafür, was sich hinter den Kulissen abspiele. Hauptsache der Preis stimmt. Und wenn wir uns aus unserer Green Bubble rauswagen, dann ist letztere Aussage, eine der wir leider  zustimmen müssen.

Dies mag zwar frustrierend sein, dennoch sollte uns das nicht entmutigen weiterhin reflektiert zu handeln und stätig unser Bestes zu geben, um der Umwelt und anderen keinen Schaden oder zumindest weniger Schaden zuzufügen.

Ist Nachhaltigkeit also nun eine Utopie?

Jein – wir müssen uns aber eingestehen, dass Großunternehmen, dessen komplettes Businesskonzept auf einen niedrigen Preis ausgelegt ist, nie nachhaltig agieren werden können. Umso wichtiger erscheint es daher Alternativen aufzuzeigen – und diese gibt es! Unternehmen, deren Strategien Nachhaltigkeit in den Fokus stellen, zeigen, dass Profite und soziale und ökologische Verantwortung sich nicht ausschließen müssen.

Und wir sind trotz ernüchternder Schwierigkeiten motiviert euch weiterhin auf diese Alternativen aufmerksam zu machen – nach dieser Intensivwoche sogar mehr denn je 😉

Falls ihr mehr zu diesem komplexen Thema und der oikos Winterschool erfahren möchtet, empfehlen wir euch den großartigen Artikel von oikos Vienna Mitglied Lina:

https://oikosvienna-blog.com/2017/04/06/the-fashion-industry-a-cynical-outline-oikos-winter-school/

 

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