Gestern rief oikos Fashion zum 4. Webinar der Serie “Making the Business Case for Sustainable Fashion” und lud dazu Patrick Laine, CEO der Better Cotton Initiative.
Für mich war es superinteressant die Better Cotton Initiative mal ein wenig besser zu verstehen – denn bis jetzt hatte ich immer nur Kritik daran gehört, weil die Richtlinien unzureichend sind, es keine klare Produktkennzeichnung gibt und die Baumwoll-Anbauer keine direkten Prämien erhalten. Ich hatte mir bis dato nicht die Zeit genommen, die Initiative besser zu verstehen und von anderen Labels wie GOTS oder Fair-Trade abzugrenzen, und so war es mir eine Freude mal direkt mit dem CEO der Initiative in Kontakt zu treten.
Laine machte auf bekannte Missstände und somit die Motivation für die Better Cotton Initiative aufmerksam, wobei es sich um Kinderarbeit, die exzesssive und unnötive Verwendung von Pestiziden, die Ermüdung des Bodens durch Monokultur, die schlechten ökonomischen Verhältnisse der Bauern durch die Pestizid und Samen verkaufenden Konzerne sowie Wasserverschwendung handelt.
Damit ein Farmer Mitglied der Better Cotton Initiative wird, muss er Mindestkriterien wie zB keine Kinderarbeit und konstantes Monitoring des Wasser- und Pestizidverbrauches, erfüllen. Ab diesem Zeitpunkt wird die Baumwolle als Better Cotton Baumwolle verkauft, und die Farmer müssen an Bildungsprogrammen teilnehmen. Sie lernen ihren Resourcenverbrauch zu minimieren und Sicherheitsstandards einzuhalten.
Finanziert werden diese Programme durch die Firmen, die Abnehmer (und teilweise Mitbegründer) der BCI sind. Die Bauern erhalten keine direkte Prämie für ihre Baumwolle, sondern erhalten durch verbesserte Anbaubedingungen höhere Erträge und Margen.
Die größte Kritik an der Better Cotton Initiative ist, dass sie halbherzige Standards als “nachhaltig” verkaufen und somit den globalen Anspruch an Bio-Baumwolle komprimitieren.
Patrick Laine kennt die Vorwürfe des Greenwashings an seine Initiative gut, sieht die Sache jedoch anders. Die BCI sieht den Anspruch an Perfektion als “Feind der Weiterentwicklung”, durch zu hohe Anspruch sei “Nachhaltigkeit” nicht skalierbar. In Anbetracht eines globlen Marktanteils von Bio-Baumwolle von 0,8 Prozent ist das nachvollziehbar. Der Markt für Bio-Baumwolle ist also klein, und die Bauern dürfen sie erst nach kompletter Umstellung, welche Jahre dauert, als solche verkaufen.
Laine erwähnte, dass es unter den Mitglieder und Befürwortern bezüglich der Zukunft der BCI zweigeteilte Meinungen gibt:
einige meinen, das ultimative Ziel der BCI sei eine Entwicklung hin zum kompletten Anbau von Bio-Baumwolle, erreicht durch die konstante Weiterentwicklung und das Monitoring des Wasser- und Pestizidverbrauches. Andere sind der Meinung, dass dies sehr unrealistisch sei – auch in Anbetracht des weltweiten Anteils von 60% genetisch modifizierter Baumwolle. Die Bauern, die auf GM-Baumwolle umgestiegen sind, haben Vorteile davon erfahren (signifikant weniger Ausfälle durch Plagen) und es ist unwahrscheinlich, dass sie wieder auf konventionelle Samen umsteigen.
Es ist wirklich schwierig zu beurteilen, wie man langfristig gesehen die weltweite Baumwollproduktion verträglicher machen kann. Besonders, da es so viele verschiedene Aspekte in der (teils intransparenten) Lieferkettee von Baumwolle gibt. Für mich ist der Gedanke, dass der Anspruch an Perfektion (zB sofortige Umstellung auf garkeine Pestizide) die Weiterentwicklung verlangsamt und für die Bauern sehr schwer umzusetzen ist. Außerdem ist es eine Initiative, die sowohl ökologische als auch soziale Normen zu verbessern versucht.
Ein wichtiges Argument ist natürlich auch, dass abstrakte Begriffe wie “Better Cotton” klare Richtlinien verwaschen wenn sie als Subsitut zu echter Bio-Baumwolle gehandelt werden.
Schlussendlich muss sich wohl jeder selbst eine Meinung bilden, welche Initiativen er/sie für unterstützenswert hält. Das Thema ist sehr vielfältig und komplex, und ich denke ich brauche noch eine Weile bis ich es ganz durchschaue. Mein persönlicher Eindruck von Patrick Laine war jedenfalls ernst gemeintes Engagement für Umwelt und vor allem für die Kleinbauern.
– Teresa
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