c/o glanz&gloria
Schottenfeldgasse 77, 1070 Wien
Wenn man das erste Mal von Kleidung gefertigt aus Socken hört, kann man sich wahrscheinlich nichts Konkretes und schon gar nichts Stylisches darunter vorstellen. Anita Steinwidder beweist mit ihren Stücken das Gegenteil. Manuela und ich haben ihren Stand beim Modepalast besucht, mit Anita über ihre Arbeit gesprochen und ihre tollen Pullover, Shirts, Hosen und Röcke aus gebrauchtem Material bewundert. Auf den ersten Blick wirken die Stücke total interessant, individuell gestaltet und daher würde man gar nicht denken, dass die Teile aus unterschiedlichsten Materialen bestehen, die bereits von Leuten getragen wurden. Die Farben der Kleidung wirken dafür zu gut abgestimmt und die Designs einfach zu modisch. Genau das ist die Kunst von Anita Steinwidder. Eigentlich Architektur studiert, hat Anita vor 10 Jahren begonnen Kleidung unter dem Namen Steinwidder zu machen und dabei nur gebrauchte Materialen zu benutzen. Gebrauchte Materialen deshalb, weil sie dem Markt nicht etwas hinzufügen möchte, dass es eh schon in Hülle und Fülle gibt. Im Altmaterial stecken Emotionen, da die Stücke bereits von anderen Menschen getragen wurden und so eine Geschichte erzählen, die Anita zu ihrer Designsprache macht.
Anita erzählt uns, dass sie nicht mit Schnitten arbeitet sondern jedes Teil dreidimensional an der Puppe zusammensteckt. Die Stücke setzen sich also spiralförmig zusammen. Davor müssen aber natürlich die Socken und andere Materialien zuerst gesammelt werden. Die findet sie alle lokal: entweder auf Flohmärkten, bei der Volkshilfe oder durch Freunde und Bekannte. Wenn dann genug Socken einer Farbe vorhanden sind, geht die Produktion los. Anita benutzt aber nicht alle Farben: Weiß und Pastell sind nicht dabei. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, sind die Farben ihrer Stücke toll auf einander abgestimmt. Man könnte meinen, dass durch Färbemittel ein bisschen nachgeholfen wurde, aber das kommt bei Anita nicht infrage. Aus bestehenden Materialen stellt sie Farbschattierungen zusammen. Hört sich alles aufwendig an? Ist es auch! Durch die aufwendige Vorbereitungsarbeit und Produktion, können die Stücke nicht industriell gefertigt werden. Die gesamte Produktion findet in Anitas Atelier in Wien statt. Dabei hat sie beim Nähen Unterstützung von zwei Assistentinnen. Um den Preis transparenter zu machen, wird in jedes Stück die Arbeitszeit und Limitierung hineingestickt.
Alle Stücke sind grundsätzlich unisex, aber durch die Formen können sie oft eher Frauen oder Männern zugeordnet werden. Für Männer bietet Anita keine gesamten Kollektionen an, kreiert aber Teile auf Auftrag. Generell funktionieren Kollektionen bei Steinwidder anders. Anita arbeitet über eine Zeit lang mit einem Material und entwickelt daraus Serien. Dabei möchte sie sehen, was alles aus einem Material herausgeholt werden kann und so die volle Bandbreite des Materials nutzen. Anita arbeitet besonders gerne mit Socken, da sie diese Form sehr schätzt und einen Faible für graphische Strukturen hat. Aber die Stücke bestehen teilweise auch aus anderen Materialen wie z.B. der Pullover auf dem oberen Bild. Der wurde aus alten Leiberln gestrickt und ich hab mich gleich in ihn verliebt 🙂
Für Anita steht der Sozialaspekt, also etwas Bestehendes zu nutzen, im Vordergrund. Der Markt ist nicht einfach, Preise werden immer weiter gedrückt und Produktionen ausgelagert. Anita nimmt viel in Kauf, um in Wien produzieren zu können und es ist nicht immer einfach. Also was motiviert Anita? “Ich muss handwerklich arbeiten”, sagt sie und lächelt. Manuela und ich sind auf jeden Fall schon große Fans der individuellen Stücke und wollen euch auch bald Anitas nachhaltige Boutique glanz&gloria vorstellen!
Neben glanz&gloria, können die Stücke von Steinwidder auch in Deutschland, Italien und sogar Japan und China erworben werden.
– Madeline