Der T-Shirt Laden GuterStoff verkauft T-Shirts aus zertifizierter Biobaumwolle, die fair gehandelt und klimaneutral hergestellt wurden. Diese können unbedruckt oder bedruckt, mit eigenen oder vorgefertigten Motiven, gekauft werden. Das erste Geschäft befindet sich in der Glockengasse 8A & 9 im zweiten Bezirk, während ein zweites Geschäftslokal gegenüber im Entstehen ist.
Ein Interview mit Tom Kaisersberger von GuterStoff beginnt mit einem Bier zwischen T-Shirts, Druckmaterial und sonstigem Zubehör, mitten im 20 m² Geschäftslokal in der Glockengasse. Wir sind auch nicht allein, ein Nachbar aus der Gasse ist auf ein After-Work-Bier vorbei gekommen. Irgendwann bringt ein Mann eine Kiste Bier vorbei, die bei einer Veranstaltung übrig geblieben ist. Nach einer Zigarette ist er auch schon wieder weg. Zwei DJs, die sich später als Architekten herausstellen und ein Milchring Upcycling Label haben, trudeln auch noch ein. Eigentlich sperrt das Geschäft um 19 Uhr zu, aber das ist mehr ein Richtwert. Die DJs brauchen ein Geschenk für ihren Freund Max, ein T-Shirt mit Max’s Gesicht. Nachdem T-Shirt und Farbe für den Druck gefunden sind, können wir Tom beim Drucken zuschauen. Und weil einmal Zuschauen zu wenig ist, beschließt DJ Nr.1 das Logo seines Milchring Labels auf einem T-Shirt zu verewigen. Die Herren übernehmen dann auch noch freundlicherweise das Fotografieren für mich. Also bleibt mir nichts anderes mehr zu tun als Bier zu trinken und über Milchringe, T-Shirts und nachhaltige Architektur zu plaudern und eine gute Zeit zu haben. Etwa zwei Stunden später starten Tom und ich dann unser Interview:
Wie bist du zu GuterStoff gekommen?
Ich wollte eine berufliche Veränderung. Ich war vorher selbstständig in der IT und wollte etwas Kreativeres tun. Dazu kam eine gewisse Sinnfrage, einfach eine Idee.
Was war zuerst: T-Shirts oder Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit war nicht vordergründig. Die Sinnfrage stand eher im Vordergrund. Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit meine Kreativität umzusetzen und gleichzeitig auch davon leben zu können. Es war lange nicht klar ob es in Erfüllung geht. Nachhaltigkeit kam hinten nach, als eine logische Konsequenz.
Es sind immer wieder kreative Arbeiten von mir entstanden, die als Kunst selbst nicht so bedeutend waren, aber als Message vielleicht doch. Ich bin erst nach einiger Zeit darauf gekommen, dass T-Shirts das Medium für diese Art von Grafiken sind. Dann habe ich recherchiert: Wie kann man T-Shirts bedrucken? Wo bekommt man T-Shirts her? Als ich gesehen habe, dass man T-Shirts um 50 Cent kaufen kann, habe ich mich gefragt unter welchen Bedingungen diese T-Shirts entstanden sind. Nachdem ich in diese Richtung recherchiert habe, hat es Klick bei mir gemacht. Das war der ausschlaggebende Punkt für meine Entscheidung, dass meine Produkte öko und fair sein müssen.
War es schwer bio/faire T-Shirts zu finden?
Als ich angefangen habe war es extrem schwierig T-Shirts zu bekommen die normal aussahen, unbedruckt, mit einen guten Schnitt und nicht gebatikt waren. Es hat sich dann zum Glück ein Lieferant gefunden mit modischen, klassischen T-Shirts die auch bio, fair und klimaneutral waren. Sie haben den höchsten Standard mit einer sehr bunten Farbpalette. Ich bin sehr froh darüber und habe sie bis heute im Programm.
Du hast hauptsächlich Baumwoll-T-Shirts. Hast du überlegt regionalere Rohstoffe zu verwenden, wie Leinen oder Hanf?
Es gibt sogar einen Leinenhersteller in Österreich, leider hat er ganz schlechte Schnitte. Es ist einfach nicht marktfähig. Ein weiterer Grund ist die Größe meines Geschäfts. Ich bin für regionale Produkte, aber nachdem ich im Augenblick so klein bin, wollte ich mich auf ein Produkt konzentrieren. Wenn ich mehr Platz habe, möchte ich auch andere Produkte ins Sortiment reinnehmen.
Gab es oder gibt es irgendwelche Hindernisse? Wie nehmen die Leute dein Geschäft an?

Wie nachhaltig sind deine Lieferanten? Weißt du woher deine Produkte kommen?
Die Produkte die ich einkaufe haben die anerkanntesten Siegel wie zB Soil Association und GOTS. Bei fairen Produkten habe ich das Fair Wear Foundation Zertifikat. Ich kann mich nicht auch noch darum kümmern nach Indien oder in die Türkei zu reisen um alles zu kontrollieren. Daher muss ich mich wirklich auf die Zertifikate verlassen können. Ich recherchiere aber auch viel, beobachte Pressemeldungen und die Medien. Sobald etwas Negatives in den Medien berichtet wird, schaue ich ob das meine Produkte betrifft. Ich kontaktiere die Hersteller und frage nach in wie weit es mich betrifft. Das funktioniert gut und ich bekomme immer Informationen. Ich vertraue den Siegeln also voll. Das ist allerdings für mich nicht gleichbedeutend mit „alles ist gut“. Ich finde es gut, dass es Zertifikate gibt, aber ich glaube schon, dass man noch einiges unbedingt optimieren muss. Man muss die Zertifikate hinterfragen und Druck ausüben, gerade wenn man eine gewisse Marktmacht erreicht hat. Vor allem der Handel könnte mehr Druck ausüben. Wir sind hier noch ganz am Anfang.
Lebst du privat auch nachhaltig?
Was ich für mich versuche ist, dass ich keine Produkte mehr von Großkonzernen kaufe. Nestlé und Suchard sind für mich Ausbeutersysteme, während die Werbung das Gegenteil vermittelt. Ich merke auch, dass es mir gesundheitlich nicht mehr gut tut wenn ich diese Produkte esse. Ich weiß nicht ob das nur psychologisch ist oder ob da wirklich etwas dahinter ist. Ich bin aber nicht durch und durch nachhaltig. Dafür bin ich zu sehr Genussmensch. Ich schaue aber schon wie ich meine Lebensweise besser gestalten kann. Und mir ist auch klar, dass nicht jeder zum Biobauern fahren kann. Nicht jeder hat die zeitlichen und monetären Ressourcen um sein Leben nachhaltig auszurichten; oder die kulturellen Ressourcen um sich Wissen anzueignen. Man kann es auch niemanden verübeln. Die Werbung und das Marketing vermittelt einem ja, dass alles gut ist.
Ich würde vorschlagen die Fenster abzudichten und auf Ökostrom umzusteigen. Kleingedrucktes auf den Lebensmittelverpackungen durchzulesen und zu hinterfragen „muss das wirklich da drin sein?“. Ich würde mir die Relation der Verpackung zum Inhalt anschauen und mich fragen „Muss das wirklich so sein?“. Mir die Frage stellen „ Muss ich immer beim Großkonzern einkaufen? Kann ich es nicht auch anders beziehen?“. Ich kann mich umschauen in meiner Umgebung und nach Alternativen suchen, zB gibt es Lebensmittelkooperativen und dergleichen.
Zurück zum Geschäft. Wie ökologisch bist du abseits der Baumwolle? Wie sieht es mit den Farben aus?
Färbung ist ein Problem. Sie werden reaktiv gefärbt, also chemisch. Bio-Farben haben leider meistens immer noch ein Zwiebelmuster und damit hat man keine Marktchancen. Auch die Drucke sind Kunststoffe. Sie giften aber nicht aus, daher besteht kein gesundheitliches Risiko. Ich beziehe Ökostrom, habe den Umweltpreis der Stadt Wien gewonnen und schaue generell darauf, dass alles zusammen passt. Ich habe weder privat noch für das Geschäft einen PKW und meine Flyer und Werbematerialien stelle ich klimaneutral. Ich schaue, dass alles dem entspricht wie ich mir vorstelle, dass Wirtschaft funktionieren sollte und wie mit Ressourcen umgegangen werden sollte. Das sind wohl nur minimale Impacts, ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wenn es alle machen würden, wäre das anders. Das ist so meine Einstellung.
Dein nächstes Projekt ist der Onlineshop?
Ja, ich träume davon im März fertig zu werden. Aber es steckt schon wahnsinnig viel Arbeit dahinter, daher hoffe ich ab April online zu sein. Zuerst wird es nur möglich sein unbedruckte T-Shirts zu bestellen. Später werden dann Druckmotive von mir und von anderen Künstlern folgen.
Wie sieht es mit dem neuen Shop aus?
Es gibt keinen Plan. Ich hatte für das erste Geschäft einen Business Plan, aber Geld ist ein Schwein und Zahlen sind linke Hunde. Sie funktionieren nie so wie sie am Papier stehen. Deswegen finde ich es auch gut, mal nicht einen Plan zu haben. Es muss sich aber natürlich alles ausgehen, damit man morgen noch sein Essen kaufen und seine Miete zahlen kann. Ich wachse also da langsam hinüber ins neue Geschäft. Das ist mein Business Plan.
Kannst du von deinem Geschäft leben?
Ich kann davon leben, muss aber schauen, dass ich betriebswirtschaftlich professioneller werde, weil sonst meine Work-Life-Balance beeinträchtigt ist. Es bringt mir aber auf anderen Ebenen sehr viel. Ich bekomme sehr viel positives Feedback, auch nicht monetäres. Ich kann auch mit Stolz behaupten der einzige Textilhändler zu sein der Trinkgeld bekommt. Ich brauch auch weniger Schoko weil ich so tolle Kunden hab.
Hast du zum Schluss noch etwas das du unbedingt loswerden möchtest?
GuterStoff macht glücklich.
– Manuela
GuterStoff
Glockengasse 8A & 9, 1020 Wien
Dienstag bis Freitag 14-19 Uhr
und
nach telefonischer VereinbarungTelefon: 0699 1338 4357